Donnerstag, 8. Januar 2009

soviel zur Wiederholung der Geschichte

Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
ihr Rezept heißt Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen - echt famos.

Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.

Trifft's hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken -
auch die Spekulatenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut !
Soll man das System gefährden ?

Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.

Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.

Für die Zechen dieser Frechen
hat der kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feina ja -
nicht nur in Amerika !

edit:
angeblich: Kurt Tucholsky, 1930, veröffentlicht in "die Weltbühne"

nur um irgendwelchen weiteren Kommentaren vorzubeugen...hier der Verweis auf die tatsächliche Quelle...ich werde mal schaun, wer genau das abgetippt haben soll...nun denn...jedenfalls trotzdem ein passendes Gedicht.

edit 2: es nimmt wahrhaftig lustige Züge an:
http://commonsblog.wordpress.com/2008/10/22/kurt-tucholsky-uber-die-finanzkrise/

4 Kommentare:

"Evelle" hat gesagt…

ohne worte!!!

Anonym hat gesagt…

dejavu.

Anonym hat gesagt…

sry, aber ich muss dazu leider sagen:

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/1618259_Freiheitlich.html

Alex

Anonym hat gesagt…

der investigative journalismus lebt!